Chorissimo: ein Projekt zusammen mit der Doubletown Bigband

Südkurier über das Konzert
am 5. April 2014 im Franziskaner

„Chorissimo“ und Doubletown Bigband vereint: Gut 100 Akteure entfesseln wahre Begeisterungsstürme

Chorissimo: Seinem superlativischem Motto wurde der erweiterte Chorus Mundi mit leidenschaftlicher Sangeslust bestens gerecht.

Es war ein in jeder Hinsicht opulenter Ohrenschmaus, den der Chorus Mundi und die Doubletown Bigband im voll besetzten Konzerthaus Franziskaner servierten. Mit den versierten Amateur-Ensembles vereinte sich inniger Gospelgesang mit strahlendem Bläserklang; die zusammen rund 100 Akteure entfesselten mit überschäumender Musizierfreude Stürme der Begeisterung. Nach gut drei Stunden hatte sich das Publikum immer noch nicht satt gehört und bettelte um Nachschlag.

Die Begegnung „Gospel meets Jazz“ ist als Doppelkonzert gestaltet. Zunächst stellen sich die beiden Ensembles gesondert vor, um sich im Finale zu vibrierender Interaktion zu treffen. „Chorissimo“ hat der Chorus Mundi seinen Projektchor betitelt, der den Kern mit 25 Vokalisten auf eine 40-köpfige Sängerschar anwachsen ließ. Sie eroberte die Herzen des Publikums mit ausgelassen-fröhlichen und traurig-melancholischen Spirituals, Balladen und folkloristischen Songs.

Der ausgeprägt gefühlvolle Gesang wird von Zsofia Casakany am Klavier behutsam gestützt; Trommeln und weitere Perkussionsinstrumente unterstreichen die archaische Rhythmik. „Good News“ verkünden die Sängerinnen und Sänger mit übermütiger Freude und schnippen ausgelassen mit den Fingern. Frauen- und Männerstimmen grenzen sich mal in Kanon-Sequenzen voneinander ab, mal treffen sie sich in synchroner Harmonie. Dirigent Zsombor Ferenczy modelliert den traditionellen Wechselgesang zwischen Chor und Solisten zu emotionalem Nuancenreichtum; von lyrischer Zartheit bis zu wuchtigem Pathos reicht die Palette etwa bei „City in Heaven“. Bei „Evening rise“ wird das Thema in beschwörerischen Wiederholungen durch die Stimmlagen gereicht; in schreitendem Rhythmus verströmt der Chor eine freudvolle Spiritualität, die sich auf das Publikum überträgt. Es lauscht ergriffen, klatscht begeistert und lässt sich bei „Amen“ als Zugabe vor der Pause bereitwillig zum Mitsingen animieren.

Südkurier Chorus Mundi DTBB Konzert Villingen Franziskaner April 2014

Die Doubletown Bigband elektrisiert die Musikfreunde vom ersten Takt an mit erstklassigem Bigband-Sound. Die alten, feinen Jazzstandards und poppig angehauchten Titel wie „Hullabaloo“, „West Coast Blues“, „Mercy, Mercy, Mercy“ sind effektvoll arrangiert, dank homogenen Könnens spielen die einzelnen Bläsergruppen befreit auf und entwickeln einen magischen Drive. Die Band besteht aus ungewöhnlich vielen Ärzten, die längst nicht mehr nur aus Villingen-Schwenningen stammen, sondern die gesamte Region repräsentieren. Jeder Musiker beherrscht sein Instrument exzellent, das ist die Voraussetzung für ungebremste Spielfreude im Kollektiv.

Bandleader Jürgen Engesser hat sich unter die Saxophon-Riege gemischt, glänzt als einfallsreicher Solist und ermuntert weitere Protagonisten zu improvisatorischen Alleingängen. Die Solisten toben sich nach allen Regeln der Kunst aus, getragen auch von der souveränen Rhythmusgruppe mit Piano, Schlagzeug, E-Bass und Gitarre. In brillanter Interaktion reiben sich die blechernen Klangfarben aneinander, blitzende Trompeten schrauben sich durch die Tonskalen, von kräftig-warmen Posaunen kontrastiert und den eleganten Saxophonen umspielt. Der Sound ist durchgängig spitze, das Publikum geizt nicht mit Zwischenapplaus.

Südkurier Chorus Mundi DTBB Konzert Villingen Franziskaner April 2014

Nach grooviger „Latin Excursion“ und lasziv swingendem „Doxy“ kommt bei dem Jazz-Klassiker „I’ver Got You Under My Skin“ mit Jacqueline Büttner eine charismatische Sängerin ins dynamische Spiel. Ihr zuliebe muss sich die Band ein wenig bremsen, agiert aber nicht minder dynamisch. Bei „Wonderful“ verwickeln sich Matthias Fellhauer mit seinem Saxophon und die Sängerin mit ihre voluminösen Soul-Stimme in einen prickelnden Dialog; das Publikum ist vor Begeisterung aus dem Häuschen.

Im letzten Set geht’s vollends mit Schmackes zur Sache, jetzt stehen sich Chor und Bigband gegenüber; das Dirigat übernimmt Nachwuchstalent Jacob Fauser. Mit „Chattanooga Choo Choo“ wird das Publikum zu einer nostalgischen Reise verführt, deren Melodie weiland Udo Lindenberg zum „Sonderzug nach Pankow“ inspirierte. Das große Ensemble strotzt vor Vitalität und Energie; letzter Gipfel der gemeinsamen musikalischen Bergbesteigung ist der unverwüstliche Nummer-Eins-Hit „Hit The Road, Jack“. Der Applaus ist frenetisch.

 

Badische Zeitung über das Konzert
am 12. April 2014 in der Stadthalle Löffingen

Gospel Meets Jazz

Zwei verschiedene Musikgenres finden auf der Bühne zusammen

„Gospel meets Jazz“ in der Löffinger Festhalle / Chorus Mundi und die Doubletown Bigband VS begeistern mit tollen Stimmen und reichlich groovigen Melodien.

Jazz und Gospel haben gemeinsame Wurzeln. Dies beweisen Chorus Mundi und die Doubletown Bigband VS beim Finale. Foto: Ute Kienzler

LÖFFINGEN. Gospel und Jazz – diese beiden Musikgenres harmonisieren eher nicht miteinander, sollte man denken. Doch die Doubletown Bigband VS und der Chorus Mundi bewiesen mit ihrem Doppelkonzert in der Löffinger Festhalle einem begeisterten Publikum, dass solch eine musikalische Verbindung doch eingegangen werden kann.

Unter der musikalischen Leitung von Zsombor Ferenczy eröffnet der 40-köpfige Gospelchor den Konzertabendt. „Gospels and more“ ist das Motto des Chores, sein Repertoire besteht aus einem Stilmix: Spirituals, Folklore und Balladen werden stimmgewaltig dargeboten. Beiträge wie „Freedom is Coming“ oder „City Called Heaven“ sind eine Hommage an die Sklaven, wie die Chorsprecherin erläutert: „Im Gegensatz zu ihnen sind wir frei, haben die Freiheit zu singen, so auch bei Ihnen hier in Löffingen.“

Die Spiritualität, die dem Gospelgesang eigen ist, spürt das Publikum, es applaudiert dem gefühlvollen Wechselgesang zwischen Chor und Solisten. „Evening Rise“ lässt die Seele zur Ruhe kommen, „Take My Hand“, ein Song mit besonderer Dynamik, ist durch sein Wechselspiel angelehnt an afrikanische Gesänge. Der Klassiker „Adiemus“ ist auch im Repertoire, mit sanftem Beginn, um sich zum gewaltigen Lobpreis zu steigern.

Die Sänger und Sängerinnen spiegeln mit ihren Bewegungen den Rhythmus der Songs wieder und geben mit temperamentvollem Fingerschnippsen den Takt. Alle Stücke werden mit viel Gespür von der jungen Pianistin Zsafia Csakary begleitet. In der Pause kann man sich schon auf den zweiten Teil freuen, den Soloauftritt der Doubletown Bigband.

„Jazz heißt improvisierte Musik“, stimmt Manfred Nietsch das Publikum auf das Programm ein, Die Bigband als Königsdisziplin des Jazz, zeigt die ganze Jazz-Bandbreite vom Swing bis zum Latin.

Vergeblich schaut man nach einem Dirigenten, Bandleader Jürgen Engesser sitzt als Saxophonist mitten im Ensemble. Poppig geht es los mit „Hullabaloo“, bei „West Coast Blues“ und „Mercy, Mercy“ zeigen die Bläsergruppen ihr gekonntes Zusammenspiel. Solisten beweisen ihr Improvisationstalent, belohnt von Zwischenapplaus. Groove färbt die Darbietungen des Orchesters, das sein Temperament etwas zurücknimmt, um der nun auf die Bühne tretenden Sängerin Raum zu geben. Jacqueline Büttner, der nachgesagt wird, dass sie auch in der Badewanne singt, bezaubert Band und Publikum schon mit ihrer ersten Interpretation, „I’ve Got You Under My Skin“, die so manchem wirklich unter die Haut geht. „Sweet Gorgia Brown“, „For once in my Live“, dynamisch interpretiert, „The Lady is a Tramp“ darf natürlich nicht fehlen, das Publikum dankt begeistert.

„Jazz und Gospel haben gemeinsame Wurzeln“, so bereitet Dietsch das Publikum auf den Höhepunkt des Abends vor, die Doppeldarbietung, bei der dem jungen Jacob Fauser das Dirigat obliegt. „Chattanooga Choo Choo“ nimmt das Publikum mit auf eine musikalische Zugreise und regt es wegen seiner flotten Rhythmik zum Mitklatschen an.

Mitreißend legen sich Chor und Bigband ins Zeug, um zum Schluss mit „Hit the road Jack“ einen gesungenen Schlagabtausch zwischen den Geschlechtern zu demonstrieren.

Langer und schier nicht enden wollender Beifall, vielfach geforderte Zugaben quittieren den Musikern, eine hervorragende Darbietung gebracht zu haben.

Ein einziger Wermutstropfen trübt den stimmungsvollen, gelungenen Abend ein wenig: Zsombor Ferenczy hat an diesem Abend als Leiter des Chorus Mundi seinen letzten Auftritt gehabt. Wehmütig und mit einem herzlichen Dankeschön wird er von den Sänger und Sängerinnen verabschiedet.